Wir freuen uns, dass wir folgende Publikationen unterstützen konnten:
Timm, Julian, "Der erzählte Antisemitismus. Das Narrativ der 'Jüdischen Weltverschwörung' von seinen literarischen Ursrprüngen bis Heute"
Wallstein Verlag 2023
Lange Zeit haben Forschung und öffentlicher Diskurs die Vorstellung von einer Jüdischen Weltverschwörung an der vermeintlichen Glaubwürdigkeit der sogenannten 'Protokolle der Weisen von Zion' festgemacht. Dabei ist längst bekannt, dass auch die gefälschten 'Protokolle' auf ältere Texte zurückgehen. Einer dieser Texte ist John Retcliffes 'Auf dem Judenkirchhof in Prag' (1868), in dem sich - anders als in den 'Protokollen' - fiktive Elemente ausmachen lassen, die bis heute die Vorstellung von einer Jüdischen Weltverschwörung konstituieren.
Aus literaturwissenschaftlicher Perspektive zeigt Julian Timm die Kontinuitäten des Narrativs der Jüdischen Weltverschwörung von seinen literarischen Anfängen im 19. Jahrhundert über Michael Endes 'Wunschpunsch' (1989) bis zu Umberto Ecos 'Der Friedhof in Prag' (2010) auf und legt so dar, wie bis heute antisemitische Fiktionen - bewusst oder unbewusst und über die Literatur hinaus - reproduziert werden und wie ein vormals literarisches Narrativ in verschwörungsaffinen Kreisen wiederholt und zur Legitimationserzählung für antisemitische und rassistische Gewalttaten wird.
(Text: Wallstein Verlag)
Open Access Version hier verfügbar
Knopp, Sonja, "Zeugnisse erlittener Gewalt. Die Shoah im Videointerview"
Wallstein Verlag 2023
Videointerviews mit Shoah-Überlebenden zeugen von Erfahrungen massiver erlittener Gewalt und liegen zu Zehntausenden vor. Die im Video sicht- und hörbaren Mitteilungen sind vielfach von traumatischer Auslöschung bis hin zu vollständiger Sprachlosigkeit geprägt. Als Pilotstudie zur Erschließung dieser noch neuen Quellengattung für die historische Forschung zeigt die Arbeit anhand eines ausgewählten Videointerviews, wie mithilfe eines interdisziplinär gespeisten Instrumentariums eine Re-Integration von unerhörten, unsichtbaren, auch unbewussten Mitteilungen von Gewalt in die Geschichtsschreibung gelingen kann. Der mikrohistorische Ansatz widmet sich dem Videozeugnis Shmuel B.s, der die Shoah als jüdisches Kind zwischen 1941 und 1944 im Grenzland zwischen Rumänien und der Ukraine er- und überlebte und fortan lebenslang hospitalisiert an schwersten psychischen Versehrungen litt. Er gehört zu einer bisher vielfach marginalisierten und vergessenen Opfergruppe.
(Text: Wallstein Verlag)
Zeitlehren
Zeitlehren möchte durch die Förderung von wissen-schaftlichen Projekten in verschiedenen Fachbereichen der NS-, Antisemitismus- oder Holocaustforschung einen Beitrag zum Austausch über Fragen der Entstehung und Ausprägungen antidemokratischer und menschenverachtender Ideologien leisten. Neben einem Bewusststein für die Wurzeln und Auswirkungen insbesondere des deutschen Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert soll dabei auch unser heutiges Verständnis von Demokratie, Gleichberechtigung und kultureller Teilhabe in den Fokus gerückt werden. Zeitlehren verfolgt diese Ziele durch eigene Fördermaßnahmen und durch die Unterstützung von jungen Wissenschaftler* innen.
Hieraus ist - als ein wesentlicher Bestandteil der Stiftungsarbeit - ein Netzwerk von sogenannten Nachwuchswissenschaftler*innen entstanden, das dem hierarchiefreien, interdisziplinären fachlichen Austausch dient, aber auch Raum für gemeinsame Projekte, gegenseitige Anerkennung und für Gespräche über die Herausforderungen der Promotions- und Forschungssituation bietet.
Hier finden Sie eine Liste der von der Stiftung Zeitlehren geförderten Nachwuchswissenschaftler*innen.